Mit dieser Frage beschäftigt sich zurzeit der wohl berühmteste Vertreter der elektronischen Musik, Dr. Motte, der bürgerlich Matthias Roeingh heißt.
Der Doktor trat im Jahre 1989 eine Welle los, die Ihresgleichen gesucht hat. Mit ungefähr 150 Teilnehmern veranstaltete er auf dem Berliner Kurfürstendamm eine Art Techno-Demo unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen!“ Binnen eines Jahrzehnts wurde daraus eine weltweit bekannte Veranstaltung, die Love Parade. Sie verstand sich stets als eine Art politische Veranstaltung, zumindest auf dem Papier. Es wurde offiziell stets für den Weltfrieden getanzt. Dieser Ansatz ist zwar sehr ehrenvoll, brachte Dr. Motte und seinen Mitstreiter aber mehr Probleme als gesunde Finanzen und das, obwohl zu Spitzenzeiten über 1,5 Millionen Raver um die Siegessäule tanzten. In den verrücktesten Kostümen traten sie an und einige haben sich dort sogar während der Veranstaltung trauen lassen, Scheidungen und Geburtstage wurden gefeiert und wer wollte, ließ sich dazu noch eine fantasievolle Torte backen, wer sich eine geburtstagstorte bestellen wollte, musste dies damals noch beim Konditor um die Ecke machen.
Der Verkauf an den Besitzer der Fitnesskette McFit läutete den Untergang der Love Parade ein, denn von nun an war sie eine kommerzielle Veranstaltung und verlor dadurch erheblich an Strahlkraft. Wenn all dies nicht schon traurig genug gewesen wäre, so sorgte der dramatische Tod vieler Raver bei der letzten Love Parade in Duisburg für den Todesstoß der Veranstaltung. Welch trauriges Ende für eine so wertvolle Veranstaltung.
Nicht nur die Love Parade ist am Ende
Die deutsche Hauptstadt Berlin galt auch nach dem Abgang der Love Parade als das Mekka der Techno-Jünger, hier gab es die besten und angesagtesten Clubs sowie die erfolgreichsten Techno-Labels. Doch es hat sich etwas verändert. In Berlin greift ein Clubsterben um sich, dass scheinbar jeden noch so großen Namen mit sich reißt. Die Gäste bleiben immer mehr aus, der Techno war für Berlin und seine Touristikbranche stets ein Milliardengeschäft und dies droht zu versiegen.
Schafft er die Wende?
Der mittlerweile 59 Jahre alte Dr. Motte will es noch einmal wissen. Er will die Love Parade wiederbeleben und so dem Clubsterben entgegentreten. Doch ganz so kühn wie es sich anhört, geht er gar nicht vor, er macht es sogar richtig clever. Damit all seine Planungen nicht ins Leere laufen und er nur vor einer Handvoll Übriggebliebener an der Siegessäule zum Tanz einlädt, startet er mit einem Crowdfounding. Die Idee dahinter: Wenn eine große Anzahl für die Auferstehung der Love Parade bereit ist, auch nur ein paar Euro zu spenden, dann will er sie wieder organisieren.
Die neue Love Parade soll dann eine Art Gegenpol zum kommerzialisierten Techno- und Clubleben etabliert werden. Denn wenn es in den Clubs immer mehr darum gegangen ist, wer an der Tür vorbeikommt, soll es jetzt wieder mehr um die Musik gehen. Jeder soll sich kleiden können wie er möchte, aussehen wie er will und er braucht auch nicht hip zu sein, um zu seinem Techno feiern zu können. Die Idee ist großartig und wir dürfen gespannt sein, ob Dr. Motte es noch einmal schaffen wird, eine Bewegung auszulösen, es wäre ihm zu wünschen.